Offener Brief an sämtliche Verkehrsbetriebe
Sehr geehrte Dienstleistungserschleichungsopfer,
mit diesem Schreiben möchte ich meine Schuld bekennen.
Ich habe jenes Verbrechen, das mir vorgeworfen wird, begangen. Ich habe euch ausgenutzt. Ich habe es gewagt, mit klarem Verstand, voller Absicht und zum wiederholten Male, eure öffentlichen Verkehrsmittel zu gebrauchen - ach! - zu missbrauchen, ohne euch für die großzügige Bereitstellung zu entlohnen.
Ich wagte es tatsächlich Busse, Bahnen und selbst bundesländerübergreifende, interregional verkehrende Schnellzüge für meine schändlichen Begierden zu entzwecken.
Und ihr, in eurer grenzenlosen Güte, gabt mir dennoch die Möglichkeit, mich bei euch zu entschuldigen. Wie viel teures Briefpapier ihr für mich niederträchtigen Wurm verschwendet haben müsst. Aber ich zeigte mich verschlossen und kalt, im Herzen verbittert. Eure unzähligen Einigungsversuche zerschlug ich in der Luft, als wären es nervtötende, um mein Haupt schwirrende Scheißhausfliegen.
Schlimmer noch: ich beging weitere Verbrechen. Ich fuhr immerfort mit euren Nahverkehrsmitteln und stürzte nicht nur euch sondern auch die ehrlichen, zahlenden Mitfahrer in finanzielle Untiefen.
Ich allein bin schuldig. Die alljährliche Fahrpreiserhöhung ist die Schuld von mir und all den anderen Dienstleistungserschleichern. Wir alleine tragen die Verantwortung. Wir sind Schuld am schlechten Gehalt der überarbeitetenden Busfahrer. Schaut uns an. Wir! Der hundsgemeine Abschaum des Universums!
Wir sind Dienstleistungserschleicher, UBahnstationssraucher, Straßenbahnbiertrinker, Füße-auf-den-Sesselleger und Handymusikhörer.
Wir sind es, die den öffentlichen Frieden stören. Es sind nicht die aggressiven Gesichter der Kontrolleure die einem bei jeder Fahrscheinkontrolle daran erinnern, wie eine Gefängniszelle von innen aussieht. Es sind nicht die Anwälte, die es zu ihrem Beruf gemacht haben, arme Menschen noch ärmer zu machen. Es sind nicht die Blicke der besserverdienenden Mitfahrer, die einem das Gefühl geben, nichts wert zu sein, wenn man anstatt der Fahrkarte seinen Personalausweis vorzeigt. Und vor allem seid ihr es nicht, ihr armen Opfer meines Verbrechens. Ihr, die in der Chefetage der Verkehrsbetriebe sitzt und die Anzeigen an Leute unterzeichnet für die 80 Euro im Monat nicht eine Option für den Ticketkauf darstellen, sondern eine Pflichtzahlung für das Kind, das man alleine großziehen muss.
Ich verachte mich für meine Tat.
Aber bitte erklärt mir, in wie fern ich euch schade wenn ich keine Fahrkarte erwerbe?
Ist der Schaden für euch nicht exakt gleich hoch, wenn ich zu Fuß gehe? Bezahlen würde ich so oder so nicht. Und euer kleines Spiel mit der Angst überredet mich sogar von Zeit zu Zeit zu einem Fahrkartenkauf.
Bitte, liebe Dienstleistungserschleichungsopfer. Entschlüsselt mir diese Frage und ich werde mir meine Tickets, wenn es sein muss vom Munde absparen. Aber stellt euch nicht als Opfer da, wenn ihr keine seid. Ihr Opfer.
3 Comments:
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