Bergpredigt Part II - Trost vs Leichtes Leben
Matthäus 5, 4:
Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.
Lang, lang ist's her.
Leider habe ich diesen Blog aus meinem Leben verdrängt, aber ab jetzt lohnt es sich wieder reinzuschauen.
Also: Die Bibelstelle setzt sich mit den Leuten auseinander, die Leid ertragen müssen.
Auf den ersten Blick wirkt diese Bibelstelle wie ein Glorifizierung des Leides, was dem Christentum ja sehr häufig vorgeworfen wird.
Es geht hier meiner Meinung nach aber nicht um eine Relativierung des Leides, sondern um einen Vergleich.
Es stellt sich die Frage, was wohl eine größere Zufriedenheit auslöst: ist es ein leichtes Leben, in dem man nie vor schwere Entscheidungen gestellt wird, oder ist es ein hartes Leben, in dem man in der letzten Konsequenz Trost erfährt.
Ich denke, in dieser Welt gibt es so gut wie keinen Menschen, der wirklich zufrieden mit seinem Leben ist. Vielen wird es im großen und ganzen okay gehen, aber ich kenn keinen Menschen, der rund um zu Frieden mit seiner Situation ist.
Die einen haben finanzielle Probleme, andere habe keine echten Freunde, wieder andere haben schwere Schicksalsschläge erlitten, und wieder andere haben so eine undefinierte Unzufriedenheit, obwohl objektiv betrachtet alles gut verläuft.
Jeder Mensch trägt irgendwelche Lasten mit sich rum. Und ich denke, das war vor 2000 Jahren auch nicht groß anders. Jeder Mensch wurde schon einmal vor die Frage des Sinns, in seinem Leben, gestellt.
Diese Seligsprechung bezieht sich demnach auf alle Menschen. Alle Menschen die Probleme mit sich rumtragen sind selig, da sie Trost erfahren werden.
In dieser Bibelstelle geht es also primär um den Trostbegriff.
Was bedeutet Trost? Ich denke viele verwechseln Trost mit dem Zusprechen gut gemeinter Worte und einer aufrichtigen Beileidsbekundung.
Dies widerspricht aber im biblischen Zusammenhang der jüdischen Tradition.
Die jüdische Gesellschaft hat sich in dieser Zeit zum größten Teil aus Handwerkern, Bauern, Fischern und anderen Arbeitern zusammen gesetzt. Für sie hatten Worte keine idealistische oder philosophische Dimension. Diese Art des Denkens findet man eher bei den gebildeten Griechen, und in der römischen Oberschicht.
Wenn der jüdische Durchschnittsmensch - und Matthäus war kein anderer - von Trost gesprochen hat, war damit kein nettes Reden gemeint, sondern eine tatkräftige Unterstützung, um den Menschen aufzuhelfen, und ihnen die Kraft zu geben, sich aus ihren Problemen zu befreien.
Aus dieser Perspektive betrachtet, bekommen die Worte, "denn sie sollen getröstet werden", eine ganz andere Bedeutung.
Es geht hier nicht darum, die Menschen mit Problemen, auf das Paradies oder den Himmel zu vertrösten, sondern ihnen die Hoffnung zu geben, das Gott, und auch andere Menschen, ihnen Unterstützung anbieten werden, um ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen; um nicht mehr Abhängig von ihrer Umgebung zu sein.
Ähnlich wie in Jessaga 58 mit dem Begriff des Fastens umgegangen wird, sollte hier mit dem Trostbegriff umgegangen werden.
Handeln statt zu reden, a little less conversation - a bit more action please.
Grüße
Gebull